Munitionswechsel
Wahl der Munition
Es gibt für nahezu alle Einsatzbereiche eine bleifreie Alternative, euer Büchsenmacher kann euch bez. passender Munition für euer Kaliber und Einsatzzweck sicherlich beraten.
Die gesetzlichen Randbedingungen gem. Ausführungsreglement zum Jagdgesetz müssen natürlich eingehalten werden.
Geschossart
Die Geschossart und die Wirkweise ist entscheidend. Man muss sich im Klaren sein, was für eine Jagd man ausführen will und welche Wildart bejagt werden soll. Diese Überlegung hat man sich höchstwahrscheinlich schon bei den Waffen und Kaliberwahl gemacht:
- Deformationsgeschoss
- Teilzerlegergeschoss
- Solids
Material
Auch hier gibt es grundsätzlich drei Munitionstypen (grundsätzlich mit demselben Bestandteil → Kupfer (Kupfer-Zink Legierung)):
- Tombak (~85% Kupfer und ~15% Zink)
- Messing (~70% Kupfer und ~30% Zink)
- Kupfer Solids (Kupfer ~99%)
Härtegrad
Bleifreie Geschosse sind härter als bleihaltige Munition, somit erzielen sie in der Regel eine höhere Durchschlagskraft.
Die Deformationswirkung und das Ansprechen im Wildkörper sind gegenüber bleihaltiger Munition geringer.
Daher sollte man bei bleifreier Munition eher leichtere Geschosse verwenden, damit die Wirkung und Wildbretentwertung die Waage halten. (ballistische Daten prüfen und vergleichen)
Abrieb
Die Materialien unabhängig ob Blei oder Kupferlegierung sind auch verantwortlich für Verschmierungen, Ablagerungen und Abrieb in der Waffe.
Jede Materialkombination führt zu unterschiedlichen Verschmutzungen, was zu einer veränderten Innenballistik führen kann. Daher ist bei einem Munitionswechsel eine chemische Reinigung vorzunehmen, auch wenn ein Kontrollschuss zunächst gut aussieht.
INFO | Ein "rascher" Wechsel zwischen preiswerter Blei-Übungsmunition und der neuen bleifreien Jagdmunition kann ggf. zu grösseren Streukreisen führen, muss aber nicht. Falls man dies bei seiner Waffe feststellt, kann man auf Bleimunition ausweichen, welche eine identische oder ähnliche Geschossmantelbeschichtung aufweist wie die bleifreie Munition. Somit muss nicht so oft chemisch gereinigt werden. Beraten lassen und ausprobieren. |
Vorgehen
Ist eine alternative Jagdmunition gefunden, gilt es die Waffe vorzubereiten und einzuschiessen. Somit wird von Beginn weg ein optimales Resultat ermöglicht.
Im Folgenden wird nur das Vorgehen mit der "chemischen Reinigung" näher erläutert, ein mechanisches Entfernen wird in diesem Artikel nicht betrachtet.
Chemische Reinigung
Die chemische Reinigung muss vor einem grundlegenden Munitionswechsel erfolgen, erhöht sich die Streuung empfiehlt sich abermals eine chemische Reinigung, nach ca. 200Schuss sollte aufgrund des Geschossabriebs auch eine chemische Reinigung erfolgen.
WARNUNG | Starke chemische Mittel nie in einer Wohnung verwenden! Nur in geeigneten Räumlichkeiten (Werkstatt, Garage, ...) mit ausreichender Lüftung einsetzen. |
WARNUNG | Nach einer chemischen Reinigung muss der Lauf umgehend komplett eingeölt werden. |
benötigtes Material
für die Reinigung wird folgendes Material benötigt:
- geeigneter Putzstock
- Filzpfropfen dem Kaliber entsprechend
- Waffenöl (Bsp. Ballistol, Gunex o.ä.)
- Chemisches Reinigungsmittel (Bsp. Ballistol Robla Solo MIL, o.ä.)
- gut belüfteter Arbeitsplatz (nicht. Wohnbereich) und geeignete Unterlage und Reinigungstücher.
- Schutzausrüstung: Gummihandschuhe, Schutzbrille
Vorgehen
- Lauf chemisch reinigen:
- Reinigungsmittel (Bsp. Ballistol Robla Solo MIL) auf Filzpfropfen geben
- vom Patronenlager nach vorne durchstossen
- den Vorgang wiederholen bis sich die Filzpfropfen nicht mehr verfärben (Filzpfropfen wechseln)
- Lauf ölen:
- Waffenöl grosszügig im Lauf auftragen
- Lauf mit einem sauberen Pfropfen ausstossen
HINWEIS | Lasse den Lauf nie längere Zeit liegen, wenn er lediglich mit dem Reinigungsmittel angefeuchtet ist. Durch das verdunstete Ammoniak und das somit zurückbleibende Wasser kann Lochfrasskorrosion entstehen. Lauf zwingend Ölen! |
HINWEIS | Darauf achten, dass das chemische Reinigungsmittel nicht mit anderen Waffenteilen in Berührung kommt. |
Einschiessen bleifreier Munition
Obwohl die bleifreie Munition höchstwahrscheinlich teurer ist als die bis anhin verwendeten Geschosse, gilt hier: nicht sparen beim Schiessen. Man muss "Vertrauen und Sicherheit" aufbauen, beim jagdlichen Einsatz soll man sich vollkommen auf die Jagdsituation einstellen können.
Zum Einschiessen:
- ggf. vorgängig den Lauf mit einem sauberen Filzpfropfen ausstossen, um "Ölschüsse" zu vermeiden.
- Gib mehrere Kontrollschüsse ab, damit sich genügend Geschossmaterial als Verschmierung im Lauf ablagert. Erst dann kann die neue Munition gleichbleibend verschossen werden.
- Empfehlung: 3x3 Schuss (ggf. mit jeweils einer Pause, um den Lauf etwas abkühlen zu lassen)
- nach 20 und nach 100 Schuss die Treffpunktlage überprüfen
Nutzung
Nun ist alles bereit für die Nutzung (Training, Jagd, ...) mit der neuen Munition, folgendes ist zu beachten:
"normale" Reinigung
Schiessen im Feld oder Einschliessen oder grundsätzlich nach jedem Schiessen sollte der Pulverschmauch und ggf. aufgrund grosser Temperaturschwankungen das Kondenswasser im Lauf entfernt werden:
- Lauf mit Filzpfropfen, Patches oder Reinigungsschnüre vollständig trockenwischen.
Hierbei sollten keine Öle in den Lauf gelangen, dies ist nur dann zulässig, wenn wieder Probeschüsse gemacht werden können.
HINWEIS | Während der Jagd also nur trocken (ohne Öl) auswischen. |
"gründliche" Reinigung
Eine gute Waffenpflege dient der Funktionssicherheit und erhöht die Lebensdauer der Waffe, die Waffe muss vor Umwelteinflüssen und Abnützung sowie vor Handschweiss und Feuchtigkeit geschützt werden. (Dies sollte mindestens nach der Hochjagd durchgeführt werden 😜).
Eine chemische Reinigung ist nur bei den oben genannten Gründen nötig und sinnvoll.
Es ist keine Wissenschaft und es braucht nicht viel:
- Universal Waffenöl (Bsp. Motorex Gun Care Spray oder Ballistol Universalöl oder Neoval Oel-Spray)
- ggf. Schaftöl (Bsp. Scherell's Schaftol)
- Putzstock mit Filzpfropfen oder Gewehrputzlappen
- Waffenöl auf die Waffe oder einen Lappen auftragen und die Metallteile (Lauf, Basküle usw.) mit dem Öl gründlich reinigen.
- Schaft mit Schaftöl oder bei Kunststoffschäften mit geeignetem Pflegemittel behandeln.
Wer sich eine Wissenschaft🧐 daraus machen will, kann dies gerne tun (Anbei ein kleiner Exkurs):
Waffenteil | mögliches Reinigungsmittel (Beispiel) | Bemerkung |
---|---|---|
Lauf | Ballistol Gunex Brunox Turbo-Spray Waffenpflegespray |
Silikon, Keramik, Teflon frei |
Lauf (chemische Reinigung) | Robla Solo Mil Shotflon Spezial Laufreiniger |
Ammoniakhaltige Reinigungsmittel (auf. Ammoniakfreie (Fest, Flüssig, Schaum) wird hier nicht eingegangen) |
äussere Metallteile | Motorex Gun Care Brunox Lub & Cor |
Darf Silikonzusätze enthalten, da diese gut vor Feuchtigkeit schützen |
Verschlussteile Abzug und Schlösser |
Ballistol GunCer | Ideal mit Teflon oder Keramik, dies verringert die Reibung und schützt vor Abrieb |
Schaft geölt lackiert Kunststoff Ledereinsätze |
Scherell's Schaftol oder Ballisol Balsin Schaftöl Silikontuch Ballistol Silikonöl Sonax Lederpflege Profiline |
Für jedes Material das passende Reinigungsmittel |
Neben den Reinigungsmitteln gibt es noch eine Vielzahl an Bürsten, Lappen, Lumpen Putztüchern und Putzstöcken, da könnt ihr euch austoben🥴.
Schalldämpfer
Schalldämpfer müssen nach jedem Schiessen von der Waffe geschraubt werden, dass im Schalldämpfer entstandene Kondenswasser in Verbindung mit dem Schmauch und Pulverresten kann den Lauf beschädigen.
Der Schalldämpfer solle zum Trocknen und Abkühlen senkrecht auf einen Radiator oder einen anderen Gegenstand gestellt werden, welcher eine gute Luftzirkulation zulässt.
Ein Schalldämpfer braucht auch ab und zu etwas pflege, auf diese wird aber hier nicht weiter eingegangen.
Merkblatt
Zusammenfassend ein Merkblatt mit den wichtigsten Informationen: